Thronsaal / Audienzgemach
Das Audienzgemach (Thronsaal)
Das Audienzgemach (Thronsaal) bildete das Herz des Weißenfelser Schlosses und lag dementsprechend im Zentrum des streng symmetrischen Gebäudes. Der Saal diente für Audienzen und zur Verrichtung hoheitlicher Zeremonien, an besonderen Festtagen wurde hier auch gegessen. Das Audienzgemach war als wichtigster Raum des Schlosses besonders kostbar ausgestattet. Hier hingen auch die Portraitbilder der Weißenfelser Herzöge und ihres kurfürstlichen Ahnen, Johann Georg I. von Sachsen. Allerdings konkurrierte der Raum in der Praxis oft mit dem Tafelgemach, das ebenfalls für offizielle Zeremonien genutzt wurde. Mit dem Aussterben der Weißenfelser Herzöge im Jahre 1746 verlor das Audienzgemach seine formelle Funktion. Das wertvolle Mobiliar wurde nach Dresden überführt und der Raum in drei kleinere Zimmer für Wohnzwecke aufgeteilt. Am Ende des 18. Jahrhunderts mussten die Decke und die zur Stadtseite hin gerichtete Westwand grundlegend erneuert werden. Wahrscheinlich ging bei diesen Sanierungsmaßahmen der verbliebene Bauschmuck der Herzogszeit verloren. Erst in den Jahren 2006 bis 2008 stellte man die ursprüngliche Raumkubatur wieder her.
Thron des Herzogs
Besucher gelangten zur Audienz durch die Vorgemächer in den Thronsaal. Hier sollte alles beeindrucken und den Rang des Herzogs betonen: Die Besucher mussten einen langen Weg von der Tür bis zum Herzog zurücklegen, der unter einem rot-goldenen Baldachin saß. Dessen Rückwand zeigte aufwändige Stickereien: einen Fürstenhut, das herzogliche Wappen und den Königlich-Dänischen Elefantenorden als höchsten Orden des Herzogs. Erhöht auf einem Podest mit Teppichen saß der Herzog auf einem silbernen Thron (Audienz-Stuhl). Jede Bewegung der damaligen Besucher war durch zeremonielle Vorschriften geregelt. Nach der Auflösung der Weißenfelser Residenz im Sommer 1746 wurden Baldachin und Thron nach Dresden überführt.
Ein silbernes Glockenspiel
Das Schlossinventar von 1736 erwähnt im Audienzgemach ein sehr kunstvolles, silbernes Glockenspiel. Es hatte vier Beine in Form von Löwenfiguren und war mit silbernen Figuren geschmückt, welche mehrere Engel, den altgriechischen Titan Atlas und die Vier Evangelisten zeigte. Die genaue Gestalt des Glockenspiels ist unbekannt – die Visualisierung zeigt eine freie Rekonstruktion dieser ungewöhnlichen Apparatur. Ihr Verbleib ist unbekannt..
Fragmente des Raumschmucks
An den östlichen Fenstern des Audienzgemachs sind Fragmente seines ursprünglichen Raumschmucks erhalten geblieben: gekreuzte Lorbeer- und Palmenwedel sowie Zweige mit filigranem Blattwerk auf grünem Grund. Singulär ist der Rest der einstigen Ausmalung in der Südostecke des Raums.
Johann Georg I. – Der kurfürstliche Vorfahr
Die Herzöge von Sachsen-Weißenfels waren Mitglieder des sächsischen Fürstenhauses. Sie führten sich auf Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen zurück. 1652 hatte dieser testamentarisch verfügt, dass seine drei jüngeren Söhne nach seinem Tod eigene Herrschaftsgebiete regieren sollten. So erhielt sein zweitgeborener Sohn Prinz August 1657 ein eigenes Herzogtum, das sich auf Gebiete in Thüringen und um die Stadt Weißenfels herum erstreckte. Johann Georg I., der Initiator des Weißenfelser Fürstenhauses, war also die entscheidende Verbindungsfigur, um sich zum privilegierten Kreis der kurfürstlichen Familien im Deutschen Reich zu zählen. Sein Bildnis erinnerte an diesen Zusammenhang und an den Umstand, dass die Weißenfelser Herzöge ganz oben in der Erbfolge um Kursachsen standen, falls der Kurfürst ohne direkten männlichen Nachkommen bleiben sollte.
August – Der energische Stammvater
Kindheit und erste Regierungserfahrung des 1614 in Dresden geborenen Kurfürstensohns wurden durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt. Bereits seit 1639 hatte August im Erzbistum Magdeburg Regierungsverantwortung. Dem Willen des Vaters gemäß übernahm er 1657 die thüringischen Gebiete des Kurfürstentums Sachsen und wählte Weißenfels als Regierungssitz. Dort ließ er ab 1658 sein neues Residenzschloss errichten und eröffnete 1664 auch eine hochschulartige Bildungseinrichtung. Der Herzog selbst jedoch residierte als Administrator das Erzbistum Magdeburg zeitlebens in Halle (Saale). August hinterließ sechs Söhne und begründete in Barby eine Nebenlinie des Sachsen-Weißenfelser Fürstenhauses.
Johann Adolph I. – Der beharrliche Vollender
Johann Adolph übernahm im Sommer 1680 die Regierung im Herzogtum Sachsen-Weißenfels. Er hatte mit erheblichen Finanzproblemen zu kämpfen und musste nach dem Verlust des Magdeburger Erzbistums seinen Regierungssitz von Halle (Saale) nach Weißenfels verlegen. Das neue Residenzschloss war zu diesem Zeitpunkt noch Baustelle: Erst 1695 war es weitgehend fertiggestellt. Bei den Kurfürsten in Dresden genoss Johann Adolph sehr großes Ansehen, zeitweilig führte er den Ehrentitel „Kurprinz“. Er hinterließ ein gefestigtes Herzogtum.
Johann Georg – Ein ehrgeiziger Lebemann
Johann Georg kam unerwartet früh zur Regentschaft. Den jungen Mann prägte das Vorbild August des Starken, der gerade zum polnischen König gekrönt worden war. Zwischen beiden bestand zeitlebens eine enge Beziehung. Der Kurfürst wusste den ehrgeizigen Verwandten aus Weißenfels geschickt einzubinden: Er verlieh ihm u. a. bedeutende Staatsämter, behielt dabei aber stets die Kontrolle.
Johann Georg entfaltete in Weißenfels eine äußerst kostspielige Hofhaltung. Große Bauprojekte (u. a. weitläufige Schlossgärten, ein riesiges Reithaus und ein Saalehafen für die Schiffe des Herzogs) sollten den herausgehobenen Rang der Residenzstadt unterstreichen. Seine verschwenderische Lebensweise mit vielen rauschenden Festen stieß jedoch selbst in der eignen Familie auf Kritik und brachte das Herzogtum an den Rand des finanziellen Ruins. Da Johann Georg mit 34 Jahren ohne Sohn starb, wurde sein jüngerer Bruder Christian unerwartet zum neuen Herzog.
Christian – Der Traditionalist
Christian startete zunächst die für nachgeborene Prinzen übliche Militärkarriere. Sie war wenig erfolgreich. Dann lebte er viele Jahre im Weißenfelser Schloss und nahm rege am Hofleben teil. Erst 1711 bezog er das Schloss in Sangerhausen Sangerhausen als Prinzensitz. Eine unerwartete Wendung in Christians Leben war 1712 der plötzliche Tod des älteren Bruders und damit die Übernahme der Regentschaft.
Christian betonte in seiner Regentschaft den Schutz der lutherischen Glaubenstradition in Sachsen und in seiner Fürstenfamilie: Er gründete eine neue Hofkirche und förderte den protestantischen Glauben. Dadurch geriet er in Spannungen mit August dem Starken, der zur Erhaltung der polnischen Königswürde den Kurprinzen als Katholiken sehen wollte. Reale Machtpolitik und Glaubenstradition prallen in der Dynastie aufeinander. Als der Kurprinz konvertierte und 1719 eine katholische Kaisertochter heiratete, wandte sich Christian in Weißenfels vom Kurhaus in Dresden ab. Doch er überschätzte seinen Einfluss im Gefüge der Dynastie völlig.
Von Anbeginn der Regentschaft drückten Christian Schulden. 1721 erklärte er gegenüber dem Kurfürst seine Zahlungsunfähigkeit. Das bankrotte Herzogtum kam auf Befehl des Kaisers unter kursächsische Finanzverwaltung.
1730 erblindete Christian, vermutlich durch einen Unfall mit einer Jagdwaffe. Die Abdankung lehnte er ab. Seine letzten Regierungsjahre waren geprägt von einer tiefen Ohnmacht angesichts gesundheitlicher und finanzieller Probleme sowie seiner Sorge um die konfessionelle Zukunft in Kursachsen. Einen Nachfolger hinterließ er nicht.
Johann Adolph II. – Der glücklose Herkules
Da Johann Adolph in der Erbfolge als drittältester Prinz weit hinten stand, begann er zunächst eine militärische Karriere. Sie brachte ihn bis zum Oberbefehlshaber der kursächsischen Armee. Der Prinz baute sich ab 1715 Schloss Dahme zur Residenz aus. Der verschwenderischen Lebensart und der konfliktreichen Politik seines älteren Bruders Christian stand er sehr kritisch gegenüber.
Nach Christians Tod 1736 übernahm Johann Adolph II. ein hoch verschuldetes Herzogtum. Sofort leitete er Reformen ein und trieb sie energisch voran. Über die Verwandtschaft seiner Gattin mit dem englischen Königshaus wurde er Anfang 1746 Mitglied im Hosenbandorden – die höchste Auszeichnung des englischen Königreiches. Johann Adolph II. starb jedoch wenige Wochen später. Seine fünf Söhne waren bereits im Kindesalter verstorben. So erlosch mit seinem Tod die Fürstenfamilie in Weißenfels: Kursachsen übernahm ein saniertes Herrschaftsgebiet.
Bericht über die Verleihung des Hosenbandordens
Zugang zu den Wein- und Bierkellern
Das Fotopanorama zeigt den Abgang zu den großen Gewölbekellern am Marschallamt im Zustand 2021. Das riesige Vorratslager gliederte sich in „Landweinkeller“, „Bouteillenkeller“, „Langer Keller“ im Westflügel und „Frankenweinkeller“, „Ausspeisekeller“ (tägliche Ausgabe von Getränken an Berechtigte) sowie „Bierkeller“ im Südflügel. Im Nordkeller gab es einen Brunnen.
1736 wird das wohl größte Fass erwähnt: „1 Groß Vaß von 200. Eymbern (rund 13.470 Liter) mit 15 Eißern Reiffen“. Vielleicht ist der im Museum befindliche halbe Fassdeckel mit Herzogswappen ein Teil davon. Die hier zu sehende Ziegelwand stammt aus einer späteren Bauphase des Schlosses, vermutlich aus der Nutzungszeit als preußische Kaserne (19. Jahrhundert).
Fürstliche Hofkellerei
Die Kellerei versorgte die fürstliche Tafel sowie alle durch Hofdienst oder Anstellung berechtigte Personen mit Brot und Getränken („Ausspeise“). Dem Kellermeister unterstand die Lagerwirtschaft für Bier und Wein. Er verwahrte auch die Gläser, Kelche, Schalen und weitere gläserne Tafelgerätschaften.
Die Hofkellerei in Weißenfels bestand aus drei Verwaltungsräumen und den großen Vorratskellern. Zu ihnen führten die Haupttreppe bei der Kellerei und eine zweite am Marschallamt in der Nordwestecke des Schlosses. Die großen Kellergewölbe sind in ihrer Struktur erhalten geblieben.
Fürstliche Hofküche
Zweifellos war die Küche einer der wichtigsten Orte im Schloss. Sie bestand aus einer Dienststube, dem Lager („Zehrgarten“), einer Backstube und der eigentliche Küche. Letztere bestand aus einem geräumigen Vorraum und zwei Herdräumen, darin mehrere Koch- und Feuerstellen. Zur Küche gehörte auch die „Zinnbude“. Dort lagerte das Geschirr der adligen Kinder, die am Hofe erzogen wurden (Pagen und Kammerjungfern).
Die Speisen wurden aus der Küche über den Hof und die Treppen zum jeweiligen Ort der fürstlichen Tafel getragen. Das Inventar von 1736 nennt dafür Bretter und eine spezielle Holzschüssel für einen im Ganzen gebratenen Hirsch. Die Küchenräume sind inzwischen stark verändert und die beiden großen Kaminschlote über den Herdräumen schon lange abgerissen.
Silber- und Porzellankammer
In Silberkammern verwahrten Fürsten das an der Tafel benutzte silberne oder goldene Geschirr, Marschallstäbe sowie Zimmerausstattung aus Edelmetall. Zusätzlich war es üblich, diese repräsentativen Gebrauchs- und Schaustücke gelegentlich verpfändet, um die knappe Staatskasse aufzubessern. Zuständig für die Silberkammer war der Silberpage, der eine Vertrauensstellung mit direktem Zugang zum Regenten innehatte. In der „Scheuerbude“ der Silberkammer wusch eine Silberwäscherin das Geschirr.
Das Inventar von 1736 gibt Aufschluss über den Schatz der Silberkammer auf Schloss Neu-Augustusburg, zu der später auch eine Porzellansammlung gehörte. Unter den Objekten treten ein diamantbesetzter Marschallstab, sechs Silbertrompeten, das „ganz goldene Service“ des Herzogs Christian (Messer, Gabel, Löffel, Becher, Teller, Salzstreuer) sowie das zum Schenktisch im Tafelgemach gehörige Silberzeug (24 Positionen) hervor. Aber auch Zinngerät und ein „Berkwerck von Erzt formirt“ sind zu finden.
Hund Hercules im Tafelgemach
Hund Hercules im Vorgemach
Hund Hercules im Audienzgemach
Hund Hercules in der Retriade
Hund Hercules in der Herzogsloge
Hund Hercules im Schlafzimmer
Hund Hercules im Kirchgemach
Musikbeispiel
Stairway to the crypt
Musikbeispiel
Hund Hercules in der Gruft
Hund Hercules auf dem Schlosshof
Bereich der ehemaligen Schlossküche
Eine Speiseliste aus der Zeit Herzog Christians
Empfang eines hohen Gastes
Bericht über den Besuch des Erzherzogs Karl von Österreich bei Herzog Johann Georg von Sachsen-Weissenfels auf Schloss Neu-Augustusburg im Jahre 1703.