Hofkirche
Die Schlosskirche und ihr Gewölbe
Der Architekt des Weißenfelser Schlosses, Johann Moritz Richter (1620–1667), richtete die Schlosskirche nach Norden, nicht, wie üblich, nach Osten aus. Der Hofbaumeister aus Weimar nahm die ihm bestens bekannte dortige Schlosskirche zum Vorbild, ließ jedoch in Weißenfels ein massives Tonnengewölbe einbauen. Die italienischen Stuckateure – Giovanni Battista Caroveri (1624–nach 1690) und Bartolomeo Quadri (gest. 1687) – verzierten Mauern und Gewölbe. Das Tonnengewölbe wird durch zahlreiche Putten bevölkert. Diese halten zum einen die Leidenswerkzeuge Christi, zum anderen Bildkartuschen von Musikinstrumenten in den Händen.
Die Emporenbilder
Das thematische Konzept zur Ausmalung der Schlosskirche entwarf der weitgereiste Maler Johann Oswald Harms (1643–1708). Er lieferte die Entwürfe und setzte seine Ideen selbst um: Im Spätsommer/ Herbst 1682 malte Harms die Kirche aus.
Seine Arbeiten sind vom italienischen Hochbarock beeinflusst, den er bei mehrjährigen Aufenthalten in Rom und Venedig kennengelernt hatte.
Die Emporenbilder zeigen Szenen aus dem Neuen Testament (1. Empore) und aus dem Alten Testament (2. Empore). Die Ausmalung der Weißenfelser Schlosskirche gilt als eines der Hauptwerke des auch in Dresden, Eisenberg, Hannover und Hamburg tätigen Künstlers.
Erdmann Neumeister: „Jauchzet Gott in allen Landen“, Strophe 5
Der Theologe und Dichter Erdmann Neumeister (1671–1756) ist heutzutage vor allem durch seine Kirchenliedtexte bekannt. Er war ein Gegner des Pietismus, seine Kantatentexte wurden u. a. von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann vertont.
Erdmann Neumeister studierte in Leipzig Theologie und Poetik, wo er 1695 Dozent für Dichtkunst wurde. Im Jahre 1697 trat er in Bibra eine Pfarrstelle an und heiratete in Weißenfels Johanna Elisabeth Meister, eine Tochter des herzoglichen Küchenmeisters Christoph Meister. Im Jahre 1704 wurde er zum Hofdiakon der Weißenfelser Residenz ernannt, wo er auch in Kontakt mit dem dortigen Komponisten Johann Philipp Krieger kam. Bereits 1706 wechselte er jedoch nach Sorau (Żary). Von 1715 bis zu seinem Tode 1756 war er Hauptpastor an der Jakobikirche in Hamburg.
Der Kanzelaltar und die Umwandlung in eine katholische Schlosskirche
Für die Weißenfelser Hofkirche begann der renommierte sächsische Bildhauer Johann Heinrich Böhme (1636–1680) ab 1678 einen prachtvollen Kanzelaltar mit zentraler Kreuzigungsgruppe. 1683 wurde es durch den Hofbildhauer Johann Balthasar Stockhammer (1634–1695) vollendet.
Nach Aussterben der Weißenfelser Herzöge 1746 übernahm der katholische Kurfürst von Sachsen das Schloss. Die evangelische Hofkirche wurde in eine katholische Schlosskirche umgewandelt: Die Ausstattung wurde verschenkt, Kanzel und Altar getrennt und für die Aufbewahrung der Hostien wurde ein kunstvoller Tabernakel gefertigt. Im Altar trat an Stelle der Kanzel ein Relief mit Darstellung Mariä Verkündigung.
Die Orgel
Die Orgel der Schlosskirche wurde 1673 von Christian Förner (1609–1678) erbaut. Sie besaß 30 Register. Das Instrument spielte in den Biografien Johann Sebastian Bachs (1685–1750) und Georg Friedrich Händel (1685–1759) eine Rolle, jedoch hat sich nur noch der reich verzierte Prospekt erhalten. 1839 wurde die Orgel durch Johann Friedrich Schulze (1793–1858) und 1864 durch Friedrich Ladegast (1818–1905) stark umgebaut bzw. erneuert. 1985 baute die Orgelbaufirma A. Voigt eine neue Orgel in das barocke Gehäuse ein. Sie besitzt 32 Register auf zwei Manualen und Pedal.
Orgelempore (Musikerempore)
Auf der obersten Kirchenempore an der Orgel musizierten die Sänger und Instrumentalisten der fürstlichen Hofkapelle während der Gottesdienste.
Hofkapellmeister Johann Philipp Krieger (gest. 1725) schuf für die Schlosskirche zahlreiche Kompositionen. Zwar ist sein Werkverzeichnis erhalten, von den Stücken ist aber nur ein Bruchteil überliefert. 1732 schuf Georg Philipp Telemann (1681–1767) anlässlich des 50. Jahrestages der Kirchweihe eine Festmusik.
Sitzplätze des Herzogspaars
Herzog und Herzogin gingen von ihren Gemächern im Westflügel über einen langen Gang im Nordflügel, die „Kirch-Galerie“, zu ihrem „Kirch-Gemach“. Dies war eine mit rotem Stoff tapezierte Loge mit direktem Blick zum Altar. Sie besaß eine eigene liturgische Ausstattung (zwei Altäre, Silbergerät, Bücher) sowie Stühle und einen Ofen. Die Fenster zum Kirchenschiff hatten Vorhänge.
Die höfische Kirchgemeinde
Die Platzverteilung der höfischen Kirchgemeinde in Weißenfels ist bislang kaum erforscht. Viele Gruppen der Hofgesellschaft hatte eigene Kirchstühle, in denen man oft saß. Alle anderen Teilnehmer am Gottesdienst standen. Bei der Beerdigung Herzog Christians im Jahre 1736 saß der Hof- und Landadel in den Logen des ersten Geschosses. Im Erdgeschoss befanden sich „Weiberstühle“ (östlich) sowie „Mannstühle“ (westlich, östlich). Dort saßen üblicherweise die bürgerlichen Beamten, die einfachen Diener und deren Ehepartner. Wann diese Einbauten verschwanden, ist nicht bekannt.
Georg Friedrich Händel in der Schlosskirche
Der in Halle (Saale) geborene Komponist Georg Friedrich Händel (1685–1759) erinnerte sich auch in seiner Londoner Zeit noch oft an die Freundlichkeit und Großzügigkeit des Herzogs von Sachsen-Weißenfels. Der Kontakt des damals knapp Sechsjährigen zum Weißenfelser Hof markierte den entscheidenden Wendepunkt seines Lebens und die Grundlage für seine musikalische Karriere.
Sein Vater, Georg Händel (1622–1697), soll auf die offensichtliche musikalische Begabung verständnislos, ja feindselig reagiert haben. Bekannt ist, dass Georg Friedrich heimlich auch dem Dachboden seines Elternhauses musizierte, um das väterliche Verbot zu umgehen. Kaum sechsjährig wurde er von seinem alternden Vater nach Weißenfels zum größeren Halbbruder Carl gebracht. Dieser diente als Kammerdiener am Hof und zeigte für die Neigung des kleinen Bruders anscheinend mehr Verständnis. Es wird berichtet, dass der Herzog eines Tages jemanden außerhalb der üblichen Zeiten an der Kirchenorgel spielen hörte. Der Fürst erkundigte sich bei seinem Kammerdiener Carl Händel, der verwies auf seinen kleinen Bruder. Das Kind sei geholt und vom Fürsten ausgiebig befragt worden. Den herbeigeholten Vater habe er energisch ermahnt, den begabten Sohn musikalisch ausbilden zu lassen. Der Vater musste dem fürstlichen Rat folgen.
Georg Friedrich Händels Vater stand seit langem in enger Beziehung zur Herzogsfamilie: Seit 1660 war er Kammerdiener und Leibarzt von Herzog August in Halle. Ab 1666 ist sein Sohn Carl am Hof des Erbprinzen Johann Adolph in gleicher Position bekannt.
Bericht über die Verleihung des Hosenbandordens
Zugang zu den Wein- und Bierkellern
Das Fotopanorama zeigt den Abgang zu den großen Gewölbekellern am Marschallamt im Zustand 2021. Das riesige Vorratslager gliederte sich in „Landweinkeller“, „Bouteillenkeller“, „Langer Keller“ im Westflügel und „Frankenweinkeller“, „Ausspeisekeller“ (tägliche Ausgabe von Getränken an Berechtigte) sowie „Bierkeller“ im Südflügel. Im Nordkeller gab es einen Brunnen.
1736 wird das wohl größte Fass erwähnt: „1 Groß Vaß von 200. Eymbern (rund 13.470 Liter) mit 15 Eißern Reiffen“. Vielleicht ist der im Museum befindliche halbe Fassdeckel mit Herzogswappen ein Teil davon. Die hier zu sehende Ziegelwand stammt aus einer späteren Bauphase des Schlosses, vermutlich aus der Nutzungszeit als preußische Kaserne (19. Jahrhundert).
Fürstliche Hofkellerei
Die Kellerei versorgte die fürstliche Tafel sowie alle durch Hofdienst oder Anstellung berechtigte Personen mit Brot und Getränken („Ausspeise“). Dem Kellermeister unterstand die Lagerwirtschaft für Bier und Wein. Er verwahrte auch die Gläser, Kelche, Schalen und weitere gläserne Tafelgerätschaften.
Die Hofkellerei in Weißenfels bestand aus drei Verwaltungsräumen und den großen Vorratskellern. Zu ihnen führten die Haupttreppe bei der Kellerei und eine zweite am Marschallamt in der Nordwestecke des Schlosses. Die großen Kellergewölbe sind in ihrer Struktur erhalten geblieben.
Fürstliche Hofküche
Zweifellos war die Küche einer der wichtigsten Orte im Schloss. Sie bestand aus einer Dienststube, dem Lager („Zehrgarten“), einer Backstube und der eigentliche Küche. Letztere bestand aus einem geräumigen Vorraum und zwei Herdräumen, darin mehrere Koch- und Feuerstellen. Zur Küche gehörte auch die „Zinnbude“. Dort lagerte das Geschirr der adligen Kinder, die am Hofe erzogen wurden (Pagen und Kammerjungfern).
Die Speisen wurden aus der Küche über den Hof und die Treppen zum jeweiligen Ort der fürstlichen Tafel getragen. Das Inventar von 1736 nennt dafür Bretter und eine spezielle Holzschüssel für einen im Ganzen gebratenen Hirsch. Die Küchenräume sind inzwischen stark verändert und die beiden großen Kaminschlote über den Herdräumen schon lange abgerissen.
Silber- und Porzellankammer
In Silberkammern verwahrten Fürsten das an der Tafel benutzte silberne oder goldene Geschirr, Marschallstäbe sowie Zimmerausstattung aus Edelmetall. Zusätzlich war es üblich, diese repräsentativen Gebrauchs- und Schaustücke gelegentlich verpfändet, um die knappe Staatskasse aufzubessern. Zuständig für die Silberkammer war der Silberpage, der eine Vertrauensstellung mit direktem Zugang zum Regenten innehatte. In der „Scheuerbude“ der Silberkammer wusch eine Silberwäscherin das Geschirr.
Das Inventar von 1736 gibt Aufschluss über den Schatz der Silberkammer auf Schloss Neu-Augustusburg, zu der später auch eine Porzellansammlung gehörte. Unter den Objekten treten ein diamantbesetzter Marschallstab, sechs Silbertrompeten, das „ganz goldene Service“ des Herzogs Christian (Messer, Gabel, Löffel, Becher, Teller, Salzstreuer) sowie das zum Schenktisch im Tafelgemach gehörige Silberzeug (24 Positionen) hervor. Aber auch Zinngerät und ein „Berkwerck von Erzt formirt“ sind zu finden.
Hund Hercules im Tafelgemach
Hund Hercules im Vorgemach
Hund Hercules im Audienzgemach
Hund Hercules in der Retriade
Hund Hercules in der Herzogsloge
Hund Hercules im Schlafzimmer
Hund Hercules im Kirchgemach
Musikbeispiel
Stairway to the crypt
Musikbeispiel
Hund Hercules in der Gruft
Hund Hercules auf dem Schlosshof
Bereich der ehemaligen Schlossküche
Eine Speiseliste aus der Zeit Herzog Christians
Empfang eines hohen Gastes
Bericht über den Besuch des Erzherzogs Karl von Österreich bei Herzog Johann Georg von Sachsen-Weissenfels auf Schloss Neu-Augustusburg im Jahre 1703.