Christian – Der Traditionalist

Christian startete zunächst die für nachgeborene Prinzen übliche Militärkarriere. Sie war wenig erfolgreich. Dann lebte er viele Jahre im Weißenfelser Schloss und nahm rege am Hofleben teil. Erst 1711 bezog er das Schloss in Sangerhausen Sangerhausen als Prinzensitz. Eine unerwartete Wendung in Christians Leben war 1712 der plötzliche Tod des älteren Bruders und damit die Übernahme der Regentschaft.  

Christian betonte in seiner Regentschaft den Schutz der lutherischen Glaubenstradition in Sachsen und in seiner Fürstenfamilie: Er gründete eine neue Hofkirche und förderte den protestantischen Glauben. Dadurch geriet er in Spannungen mit August dem Starken, der zur Erhaltung der polnischen Königswürde den Kurprinzen als Katholiken sehen wollte. Reale Machtpolitik und Glaubenstradition prallen in der Dynastie aufeinander. Als der Kurprinz konvertierte und 1719 eine katholische Kaisertochter heiratete, wandte sich Christian in Weißenfels vom Kurhaus in Dresden ab. Doch er überschätzte seinen Einfluss im Gefüge der Dynastie völlig.

Von Anbeginn der Regentschaft drückten Christian Schulden. 1721 erklärte er gegenüber dem Kurfürst seine Zahlungsunfähigkeit. Das bankrotte Herzogtum kam auf Befehl des Kaisers unter kursächsische Finanzverwaltung.

1730 erblindete Christian, vermutlich durch einen Unfall mit einer Jagdwaffe. Die Abdankung lehnte er ab. Seine letzten Regierungsjahre waren geprägt von einer tiefen Ohnmacht angesichts gesundheitlicher und finanzieller Probleme sowie seiner Sorge um die konfessionelle Zukunft in Kursachsen. Einen Nachfolger hinterließ er nicht.   

Abb. 6: Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels (1682–1736) mit Hund Hercules